FITKIVES INTERVIEW

 

Der Film hat einige Fragen aufgeworfen, die uns zu Ohren gekommen sind und die uns persönlich betreffen, deshalb möchten wir in einem fiktiven Interview diesen Fragen nachgehen:

 

 

André Stern sagt im Film, "Homeschooling ist die schlimmste Variante des Lernens zu Hause. Besser man schicke die Kids in die Schule", was meinst du dazu?

 

Wie es auf der politischen Ebene die Linken und die Rechten gibt, gibt es auch die Mitte. Homeschooling und Unschooling (Freilernen) sind auch 2 Möglichkeiten, wie Lernen zu Hause möglich ist. Die meisten treffen sich irgendwo in der Mitte und betreiben eine Mischform. Bei uns ist am Morgen mit den Hauptfächern strukturiertes Lernen angesagt, am Nachmittag jedoch viel freie Zeit, wo die Kids ihren eigenen Interessen (Musik, Sport, Werken) nachgehen können. Homeschooling ist in der Schweiz in einigen Kantonen erlaubt, Freilernen dagegen verboten. 

Ein persönliches Wort zu André Stern: Ich finde bemerkenswert, was er sagt, wie er Menschen zum Nach- und Umdenken bewegt. Mich stört jedoch die Ausschliesslichkeit, die seine Aussagen bei seinen Fans bewirken. Wir dürfen nicht alles, was er sagt, als bare Münze nehmen ohne es zu hinterfragen. 

 

 

Zitat: "Am Morgen bin ich Homeschool-Teacherin",  sagst du im Film, das tönt ziemlich streng ...

 

Das habe ich tatsächlich auch so empfunden, als ich den Film selber sah.  :-) Damit wollte ich ausdrücken, dass am Morgen ich als Mutter und HS-Teacherin das Sagen habe, am Nachmittag die Kinder jedoch ihren persönlich Interessen nachgehen konnten und viel Gestaltungsfreiraum geblieben ist für Musik, Sport und Werken.  Der zweite Teil des Satzes wurde dann aber aus zeitlichen Gründen beim Schnitt weggelassen (aber am Nachmittag...).

Am Nachmittag waren sie oftmals auch ausser Haus und nahmen an der Musikschule Instrumentalunterricht, im freiwilligen Schulsport Sport und Turnen, im Freizythuus Münsingen Werken. Sie waren gegen Abend oftmals im Quartier anzutreffen und spielten mit andern Kindern. 

 

 

Zitat aus dem Film: "Homeschooling wird oft ultrareligiösen Kreisen zugeschrieben, keine der portraitierten Familien war aber dieser Grund ausschlaggebend für ihr Homeschooling." Ihr seid aber biblisch orientierte Christen, was sagst du dazu?

 

Diese Aussage machte die Sprecherin, nicht wir.

Wir würden uns auch nicht als religiös bezeichen, sondern eher als Menschen, die Gott in ihr Leben mit einbeziehen und die Botschaft der Bibel als Richtschnur ihres Lebens betrachten. Die Liebe von Jesus soll unser Leben bewegen, nicht Religion oder Tradition.

 

Ein Mythos besagt, dass religiöse Gruppierungen ihre Kinder von der bösen Welt fernhalten möchten und sie so isoliert unter den Fittichen ihrer Gemeinschaft aufwachsen lassen. Dieser (falschen) Meinung wollte sie entschieden entgegentreten.

 

Wenn wir Homeschooling aus "christlichen" Motiven gemacht hätten, hätten wir sie gar nicht erst in die Schule geschickt. Ausschlaggebend war der totale Schulfrust von David.  Wir glauben, dass Gott uns den Mut und die Kraft gab, diesen unkonventionellen Schritt zu wagen und wir haben es nie bereut!

 

 

Ihr habt euch als Familie für den Film zur Verfügung gestellt, hattet aber keinen Einfluss auf den Schnitt.

Hat es Szenen drin, die ihr lieber nicht drin gehabt hättet?

 

Ja also ... die Frage, wie wir mit einem Einkommen auskommen, fanden wir beide recht peinlich. Aber die Kamera lief und (man vergass sie manchmal fast) so antworteten wir von der frischen Leber hinweg. Wir sprachen noch darüber bei der Vorvisionerung im SRF Studio in Zürich, diese wegzulassen. Die Projektleitung hat diese Szene aber als gut befunden, weil es zeigt, dass mit Einschränkungen und gewissem Verzicht, Homeschooling mit einem Einkommen möglich ist.

 

 

Gab es gefilmte Szenen, die ihr gerne gesehen hättet, die aber weggeschnitten wurden?

 

In der Mathematik haben wir eine Milch-Tetrapackung halbiert und so nebeneinander gestellt, so dass man sieht:

10 cm x 10 cm x 10 cm = 1 dm3 = 1 l.  Vorher war ja draussen der Wassertank mit 1 m x 1 m x 1 m = 1 m3 = 1000 l = 1 t.   

Dies hätte eigentlich unser Lernen besser veranschaulicht  als nur das "langweilige" Deutsch-Blatt ausfüllen. :-)

Auch haben wir ein Musikstück mit Klavier und Gitarre vorbereitet, das dann gar gefilmt worden ist, weil im Film schon Musik vorkommt.

Aber das ist nur ein kleines Detail. Wir sind sehr zufrieden mit dem Resultat und dankbar, wie wohlwollend die Filmemacher gegenüber dem HS waren, die Zusammenarbeit war toll!

 

 

Wie beurteilt ihr den DOK-Homeschooling Film?

 

Wir finden, dass der DOK-Film als Ganzes wirklich gelungen ist!

Es zeigt interessierten Zuschauern, die Homeschooling nur vom Hörensagen kennen, wie Freilernen und Homeschooling funktionieren kann und auch die Berufswahl später gelingen kann.

 

 

Gibt es noch etwas, das euch auf der Zunge liegt?

 

Yes!! Ein riesiges DANKESCHÖN an alle Beteiligten!

Diesen bunten Dankes-Blumenstrauss findet man hier!

 

 

 

 

 

 

 

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